Vorträge/Tagungen/Diskussionen
DERSIM 37
Samstag, 15. November, 18:30 - 19:30 Uhr
Dersim war ein »ewiges Problem«, das die Republik aus ihrer osmanischen Vergangenheit geerbt hatte. Für die republikanische politische Elite stellte Dersim eine lose definierte Region dar – geografisch unzugänglich, administrativ unkooperativ und vor allem bewohnt und dominiert von einer ethnisch kurdischen und religiös kızılbaş-alevitischen Bevölkerung. Wiederholte ethnografische Berichte und Grundsatzpapiere, die sowohl von Beamten der Regierung in Ankara als auch von Nichtoffiziellen vorgelegt wurden, beschrieben Dersim als ein »unzivilisiertes, mittelalterliches und von Natur aus rebellisches Land mit einem ebenso rebellischen Volk«. Diese koloniale Fantasie gipfelte in einem umfassenden Genozid, die zur Vernichtung und Vertreibung von Zehntausenden Einwohnern Dersims, zur Schaffung von »verbotenen Zonen« und zur Umsetzung eines aggressiven »Zivilisierungsprogramms« mit einem Schwerpunkt auf der Schulbildung führte. Anlässlich des Gedenktags am 15. November wird die Historikerin Dr. Zeynep Türkyılmaz, die sich intensiv mit der Dersim-Frage während der osmanischen und republikanischen Ära beschäftigt hat, in einem Vortrag auf den Völkermord zwischen 1937 und 1938 eingehen.
Im Rahmen des 7. Berliner Herbstsalon ЯE:IMAGINE: THE RED HOUSE
© IMA LI SNIJEGA?, Danica Dakić, 2024, VG Bild-Kunst, Bonn